Neues aus der Forschung

Die Erforschung und Entwicklung neuer Therapien ist ein stetiges Ziel in der Therapie der Mukoviszidose. Weltweit arbeiten Wissenschaftler daran, neue Substanzen zu entdecken. Dabei werden verschiedenste Ansätze verfolgt. Hier finden Sie einen kurzen Überblick zu Forschungsansätzen.

Wiederherstellung der CFTR-Funktion durch CFTR-Modulatoren

Seit Entdeckung der ersten Therapieansätze durch CFTR-Modulation ist die Erforschung und Entwicklung weiterer CFTR-Modulatoren in den Vordergrund der Mukoviszidose-Forschung gerückt. 

Die Therapie mit bisher entwickelten Potenziatoren und Korrektoren hat die Mukoviszidose-Therapie grundsätzlich verändert. Allerdings erreichen die zurzeit verfügbaren Substanzen aufgrund der Spezialisierung auf bestimmte Mutationsgruppen bisher noch zu wenige Patienten und die Wirksamkeit muss noch deutlich verbessert werden. Daher wird weiterhin an neuen Potenziatoren und Korrektoren, aber auch an Stabilisatoren und Verstärkern für die CFTR-Modulation geforscht. Auch Kombinationen verschiedener Substanzen werden derzeit getestet.

Korrektur des CFTR-Defekts auf genetischer Ebene

Die Gentherapie wird bei Mukoviszidose seit vielen Jahren verfolgt. Das Ziel der Gentherapie ist es, ein gesundes Gen in die Zelle einzuschleusen, das dann anstatt des defekten CFTR-Gens für die Produktion des CFTR-Kanals verwendet wird. Die größte Herausforderung dabei ist der Transfer des gesunden Gens in die Zelle. Dieses Problem ist bisher immer noch nicht vollkommen gelöst. Zwar sind bisherige Versuche aus Gentherapie-Studien nicht ganz erfolglos, aber die erhoffte Wirksamkeit der Gentherapie blieb bisher aus. 

Ein weiterer ähnlicher Forschungsansatz ist die Genkorrektur über die mRNA. Die mRNA ist eine Zwischen-Vorlage für die Produktion des CFTR-Kanals. Mit Hilfe von eingeschleuster, korrigierter mRNA soll die Zelle dazu veranlasst werden, die korrigierte mRNA als weitere Vorlage zur Produktion des Chloridkanals zu verwenden, anstelle der durch das CFTR-Gen produzierten, defekten mRNA. Diese Ansätze gelten nicht als klassische Gentherapie, da das Gen selbst nicht verändert wird. 

Normalisierung des Salz-Wasser-Haushalts

Die Normalisierung des Salz-Wasser-Haushaltes wird auch als Therapieansatz erforscht. Andere Ionenkanäle sollen für die Korrektur des Salz-Wasser-Haushalts aktiviert oder auch inhibiert werden, um den defekten Kanal auszugleichen. Gegenstand der Forschung sind hier vor allem ENaC-Inhibitoren. In der Zellwand befinden sich neben dem CFTR-Kanal noch viele andere Kanäle. Diese sind z.B. für den Transport von Natrium zuständig. Bei Mukoviszidose ist der Chloridionentransport gestört. Die Chloridionen werden nicht aus der Zelle transportiert. Da sich Natriumionen gerne mit Chloridionen zu Natriumchlorid (Kochsalz) verbinden, führt dies dazu, dass Natriumionen in die Zelle transportiert werden. D.h. in der Zelle ist dann viel mehr Kochsalz als normalerweise. Da das für die Zelle nicht gut ist, strömt auch Wasser in die Zelle um das Kochsalz zu verdünnen. Dadurch enthält aber der Schleim außerhalb der Zelle noch weniger Wasser und wird noch zäher. Wenn man den Natriumkanal mit ENaC-Inhibitoren blockiert, wird im Innern der Zelle weniger Kochsalz gebildet, der Schleim bleibt flüssiger.  

Neue antiinfektive Therapien zur Bekämpfung der mikrobiellen Besiedelung der Lunge

Aufgrund der zunehmenden Resistenzen von Bakterien gegenüber Antibiotika wird auch an alternativen Therapien gegen Infektionen geforscht. Schon seit Jahrzehnten wird dabei auf Bakteriophagen gesetzt, die als natürliche Feinde von Bakterien überall in der Umwelt vorkommen und für die äußerliche Anwendung (Wundinfektionen) bereits in einigen Ländern eingesetzt werden. Die Zulassung als Medikament, insbesondere für die Inhalationstherapie, ist aber derzeit noch schwierig, da die Sicherheit der Bakteriophagen-Therapie nicht gewährleistet werden kann. Auch an der Entwicklung und Verbesserung von Antibiotika wird weiterhin gearbeitet, damit die Anwendung effektiver, nebenwirkungsärmer und anwendungsfreundlicher werden kann. 

Anti-Entzündliche Therapien zur Eindämmung der überschießenden Entzündungsreaktion in der Lunge

Bei Mukoviszidose kommt es häufig zu Entzündungsreaktionen der Lunge. Diese sind eine Antwort des Körpers auf die ständige Präsenz von Keimen, deren Stoffwechsel- und Abbauprodukte. Das Lungengewebe wird durch die vorhandenen Keime, aber auch durch die ‚überschießende‘ körpereigene Immunreaktion geschädigt. Beide Prozesse führen über Jahre zur Zerstörung des Lungengewebes und zum Versagen der Lungenfunktion. Anti-entzündliche (= anti-inflammatorische) Ansätze versuchen nun, diese "überschießende" Immunreaktion zu normalisieren. Da grundsätzlich eine Immunreaktion aber für die Bekämpfung der krankmachenden Keime notwendig ist, ist eine zu starke Eindämmung schädlich. Ziel der Forschung ist es nun, eine gezielte anti-inflammatorische Therapie ohne Nebenwirkungen zu entwickeln. Zurzeit sind bereits einige Substanzen in der klinischen Entwicklung – auch in Deutschland.

 Quelle: Mukoviszidose e.V. Bundesverband